Exzellentes Kirchenkonzert mit sinfonischer Blasmusik läutet neue Ära ein

„One moment in time“! Whitney Houston’s emotionale Ballade der Olympischen Sommerspiele 1988 als Hymne an den Glauben an sich selbst setzte als klangvolles Finale einem fulminanten Konzert die sprichwörtliche Krone auf!

Just „diesen einen Moment der Ewigkeit“ an stürmischem Beifall mit stehenden Ovationen nach brillant dargebotener Blasmusik vom Feinsten erlebte das 40-köpfige Orchester und sein neuer Dirigent in der fast voll besetzten Bad Rotenfelser Pfarrkirche St. Laurentius. Bei einem schon lang geplanten, nun beeindruckenden Kirchenkonzert.

Es war indes nicht nur dieser eine Moment, nein: eine ganze Stunde erlesener Blasmusik, die vor einem intensiv mitgehenden Publikum von der Musikkapelle mit Bravour, Konzentration und hohem musikalischen Verständnis dargeboten wurde.

Was der neue Dirigent Sascha Eisenhut seit seinem Start Ende Januar in nur knapp drei Monaten für dieses Konzert mit dem Bad Rotenfelser Orchester erarbeitet hat, ist eine Meiserleistung des gesamten Teams. Als überzeugender Start in eine vielversprechende neue musikalische Ära kann dieser großartige Einstand gefeiert werden. Vorstand Christian Rieger hatte in seiner Begrüßung auch die Arbeit des „Neuen“ mit dem Aufbau einer effektiven Jugendarbeit betont und um Spenden-„Scheine“ in die dafür aufgestellte Tuba geworben.

Eine ausgewogene Auswahl an anspruchsvollen Werken der Blasmusik-Literatur verschiedener Genres wurde dem würdigen Rahmen eines Kirchenraumes absolut gerecht. Schon die feierliche Eröffnung mit Richard Wagners prachtvoller „Festmusik“ zog die Zuhörer in den Bann ausgefeilt präsentierter sinfonischer Blasmusik. Durchweg hat der Orchesterchef mit einem präzisen Feinschliff in allen Registern eine fesselnde Dynamik zwischen machtvollem Sound im Tutti oder bei den Blechbläsern und dem Schlagwerk einerseits und filigranen Melodiebögen der Holzbläser andererseits, speziell der Klarinetten, erschaffen! Eine beeindruckende Homogenität und bemerkenswertes Musikverständnis der Orchestermitglieder kennzeichneten den gesamten Vortrag der acht Tondichtungen.

Dass auch Operette in den sakralen Raum passt, bewies das heitere Potpourri aus dem „Schwarzwaldmädel“. Sehr differenziert wurden die eingängigen, gemütvollen Melodien interpretiert. Wenn dann in einem ebenso anspruchsvollen Arrangement der „Abendsegen“ Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ einleitet, ist die Ergriffenheit im Publikum fast greifbar. In anmutiger Leichtigkeit wurden die weiteren volksliedhaften Partien dargeboten – durchaus zum Mitsingen verführend.

Rockig-poppig lud der fetzige Song„ I will follow him“ aus dem Film „Sister Act“ zum Mitwippen ein. Doch immer hat Sascha Eisenhut seinen hochmotivierten Klangkörper im Griff durch ein umsichtiges, aber zurückhaltendes Dirigat.

Ihr „Lieblingsstück“ sagte keck die Flötistin Clara Iffländer in ihrer jugendlich erfrischenden Moderation an. „Baba Yetu“ heißt in der Sprache Swahili „Vaterunser“, womit das Arrangement des Dirigenten in die Kirche passt, zweifellos aber ist es ein „tolles Stück“ für die Ensemble-Jugend. Als Eröffnungsstück des Computerspiels „Civilization IV“ gewann es 2011 mit einem fantastischen Soundtrack einen Grammy Award.

Als Meisterwerk der sinfonischen Tongemälde wurde dann mit „Highlights from Exodus“ nach der Filmmusik von Ernest Gold – auch als emotional machtvoller Höhepunkt des Konzertes – die aktuelle Kriegssituation im Nahen Osten in tiefgründig-dramatischer Tonsprache thematisiert. Aufrüttelnde Beckenschläge und ein rhythmisch sich steigerndes Schlagwerk, dunkle Töne der Tuba und Posaunen gingen unter die Haut, doch versöhnten auch die lyrisch-melodiösen Passagen der Holzblasinstrumente.

Ja, „Perfect“ könnte man das Konzert-Event nennen, das mit diesem poesievollen Liebeslied von Ed Sheeran beendet wurde, ebenfalls vom Dirigenten arrangiert. Der danach selbst das Mikrofon ergriff: „Ich bin der Neue in Bad Rotenfels und freue mich auf die nächsten 20 Jahre“. Nach Dankesworten an seine „tolle Mannschaft“ und an die Pfarrgemeinde kündigte er das Finale „One Moment in time“ an und hob ein fast letztes Mal den Taktstock. Mit der partiellen Wiederholung wurden die begeisterten Zuhörer endgültig beschenkt für „diesen einen Moment“. Nicht nur dafür, sondern für viele Jahre mit exzellenter Blasmusik möge Sascha Eisenhut beim MVR wirken!

von Barbara Gutmann

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